Der Arzt verordnete der an Tuberkulose erkrankten Edith Durham, London zu verlassen und sich unter der Sonne des Südens von ihrer Krankheit zu erholen. Sie aber entschied sich für den «Nahen Osten» und ging dort im Sommer 1900 in Montenegro zum ersten Mal an Land. Von diesem Moment an begann ihre lebenslange Liebe und Faszination für den Balkan – und vor allem für Albanien.Von 1908 bis 1912 reiste sie durch die Bergwelt im Norden Albaniens. Eine Gegend, in die zu jener Zeit noch kein westlicher Mann einen Fuß gesetzt hatte, geschweige denn eine Frau. Und in der immer noch Scharmützel zwischen Türken und den für ihre Unabhängigkeit kämpfenden Albanern stattfanden. Sie erlebte kriegsähnliche Zustände, «registrierte aber die Schüsse bald nicht einmal mehr». Auch alle Entbehrungen und körperlichen Strapazen nahm die im Herrensattel reitende Durham in Kauf, sie war mutig und unerschrocken – und neugierig, denn «hinter jeder kahlen und grauen Felswand tat sich eine Geschichte auf»: grausame Erzählungen über Leben und Tod, von Blutrache unter Männern, den Emanzipationsbestrebungen «eingeschworener Jungfrauen», die rituell in die Gesellschaft der Männer aufgenommen wurden. Aufmerksam hörte sie den Geschichten, Sagen, Anekdoten ihrer Gastgeber zu. Überall, wo sie auftrat, war die «ungekrönte Königin der albanischen Berge» willkommen, auch wenn die arme Bevölkerung ihr nicht mehr bieten konnte als «Brot, Salz und unsere Herzen».
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