Schweren Herzens bringt Steffen von Rabenau seine Tochter Florentine nach Sophienlust. Er muss beruflich nach Norwegen, und seine Mutter, die sich eigentlich um das Mädchen kümmern wollte, hat sich kurz entschlossen eine Weltreise gegönnt. Aber Florentine fühlt sich in Sophienlust auf Anhieb pudelwohl. Was für ein Unterschied zu der düsteren Familienvilla, in der sie sonst leben muss! Und dann erwacht ihre Neugier, als Henrik von Schoenecker Stein und Bein schwört, dass er jemanden kennt, der Florentine total ähnlich sieht … Das schicke schwarze Cabriolet fuhr die lange Auffahrt zum Herrenhaus Rabenau in einem hohen Tempo entlang. Dann bremste die Fahrerin scharf und kam direkt vor der breiten Eingangstreppe zum Stehen. Sie zog schnell und fest die Handbremse an und öffnete die Fahrertür, während sie den Schlüssel aus dem Zündschloss zog. Ein kurzer kritischer Blick in den Rückspiegel sagte ihr, dass sie trotz ihrer 58 Jahre eine schöne Frau war. Die halblangen braunen Haare waren immer sorgfältig gefärbt und in sanfte Locken gelegt. Ihre Augen hatte die Farbe von klarem Eiswasser und der Teint ihrer Haut wirkte frisch und gesund und war zudem fast völlig faltenlos. Isolde von Rabenau atmete einmal tief durch und stieg dann elegant aus ihrem teuren Sportwagen. Lässig warf sie die Tür zu und blickte dabei wohlwollend an sich herab. Sie war stolz darauf, so gut in Form zu sein und strich sich, zu ihrer eigenen Bestätigung, mit der Hand über ihren eng anliegenden Rock und fühlte die darunter liegenden trainierten Bauchmuskeln. Das war alles harte Arbeit und viel Verzicht, ging es ihr durch den Sinn, und hochmütig warf sie den Kopf in den Nacken. Dabei schaute sie zum Himmel und sah, dass sich dunkle Wolken vor die Sonne schoben. Schnell drückte sie noch einen Knopf auf dem Autoschlüssel, um das Verdeck des Autos zu schließen. Sie beobachtete, wie es langsam über den teuren Wagen glitt und sich dann mit einem hörbaren Klacken schloss, während sie schon Stufe für Stufe die Treppe zum Herrenhaus hinaufstolzierte. In diesem Moment kam ihr Sohn Steffen aus dem Haus und nickte ihr zu, als er schnell an ihr vorbei die Treppe hinunterlaufen wollte. «Du scheinst es eilig zu haben», stellte sie fest und schaute ihn kalt an. «Ich muss mit dir reden. Nein, nicht reden», sagte sie und schüttelte den Kopf. "Ich will dir etwas mitteilen.
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