"Sie ist kein bißchen dämonisch bemüht, alles geht wie von selber. Sie hat eine geradezu unschuldige Art zu verführen. Mag die Situation noch so bedenklich, mag ihr Kostüm noch so frech und herausfordernd sein, sie breitet über Kleid und Welt ihr holdes Lächeln. Darin ist nichts, was erobern oder erobert werden will. Es ist sanftmütig erregend und stillend zugleich. Es gilt nicht nur dem, den es trifft, so gut es auch für ihn paßt, es geht durch ihn hindurch, an ihm vorbei in die ganze Welt. Mit diesem Lächeln hat Marlene Dietrich Europa und Amerika erobert. Es ist in einem göttlicher und gemeiner als das all ihrer Rivalinnen." Der von den Nazis verfemte und daraufhin lange vergessene jüdische Autor Franz Hessel, zentrale Gestalt unter anderem der Münchner Boheme zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und Wohngemeinschaftsgenosse der «Königin von Schwabing» Fanny Gräfin zu Reventlow, hat dieses frühe Porträt der einzigen deutschen Hollywoodschauspielerin von Weltruhm 1931 geschrieben, als der Stern der Dietrich gerade erst am aufgehen war. Trotzdem erfasst das schmale Bändchen das Wesen und den ganz eigenen verführerischen Zauber dieser Jahrhundertschauspielerin besser als so manche später erschienene dicke Schwarte. Dieser Text ist mehr als nur ein Zeitzeugnis der frühen Dietrich-Rezeption, er ist auch ein hellsichtiges Psychogramm und ein erkenntnisreicher filmästhetischer Essay über die Macht der bewegten Bilder in einem. Ein in sich selbst schon bezauberndes Büchlein, das es unbedingt wiederzuentdecken gilt.-
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