Hanna von Schlee begleitet ihre Großmutter Franziska Schuhmann, die unter starken Herzbeschwerden leidet, in die Behnisch-Klinik. Dr. Berger stellt einen akuten Myokardinfarkt fest und überweist die Patientin, nachdem er sie stabilisiert hat, auf die Innere. Dr. Norden übernimmt den Fall, zieht die Chirurgin Dr. Rohde hinzu, eventuell braucht die Patientin einen Eingriff. Doch sie weigert sich, will am liebsten sterben. Hanna macht sich große Sorgen um ihre Oma, die doch eigentlich ein positiver Mensch ist. Sie lebt außerhalb von München in einem alten Häuschen mit allerlei Getier und einem großen Nutzgarten. Hannas Eltern wollen das Grundstück, das Millionen wert ist, verkaufen, der jahrelange Familienstreit hat die mittlerweile Neunzigjährige zermürbt. Hanna ist auf ihrer Seite, doch die Studentin kann nichts gegen ihre Eltern ausrichten. Dr. Norden erfährt, dass es sich um Dr. Paul von Schlee und seine Frau Helen handelt. Er kennt den Augenarzt aus Studientagen und mischt sich ein. Um Franziska zu helfen, setzt er sich ziemlich in die Nesseln. Als von Schlee, der über eine Menge Kontakte verfügt, anfängt, den Nordens das Leben schwer zu machen, bittet Fee Daniel, sich zurückzuhalten. Das aber fällt ihm nicht leicht. Streit an allen Fronten zeichnet sich ab. "Ach, nein, nicht auch noch das!" Hanna von Schlee bremste mit einem Seufzen und ließ ihren Blick über die lange Schlange von Autos schweifen, die sich vor ihr bis zur Abfahrt Perlach aufreihte. Ungezählte bunte, glänzende Tupfen auf einem grauen Band inmitten von blauem Frühlingshimmel und Feldern, auf denen die erste Saat des Jahres grünlich schimmerte. Die hübsche Studentin der Psychologie öffnete das Seitenfenster ihres leicht verbeulten Minis, der noch aus dem letzten Jahrhundert stammte, und ließ ein wenig Frischluft ins Wageninnere. Drüben, auf einem Feld mit sprießenden Rüben, trällerten Lerchen im Himmelsblau. Hanna wunderte sich immer wieder über all die kleinen Ecken von Natur so nahe der Stadt. Bayern war ihre weißblaue Heimat, die Alpen in der Ferne, der Chiemsee in der Nähe, geboren und aufgewachsen war sie in München. Doch es hatte etwas gedauert, bis sie ihre Umgebung bewusster wahrgenommen hatte, als die anderen Städter das heute noch taten. Ihre Eltern hatten sie mit teuren Hobbys abseits der Wirklichkeit großgezogen. Reiten in der Halle, ebenso Tennis, ein bisschen Golf mit Papa, etwas klassischer Tanz mit Mama, die früher als Primaballerina die Bühnen der Welt verzaubert hatte. Hanna war nie wirklich warm geworden mit ihren Eltern. Dr. Paul von Schlee, der Augenarzt mit renommierter Praxis in Bogenhausen, unweit der eigenen Villa mit Pool und Bootshaus an der Isar. Und Helen, die elegante, kultivierte, gertenschlanke, disziplinierte Helen, wunderschön und kalt wie Eis. Keine Mutter, zumindest nicht dem Herzen nach. Hanna hatte sich in ihrer Kinderwelt voller Plüschtiere, rosaroter Mädchenträume und zierlichem Schmuck von Cartier immer nur nach einem gesehnt: Wärme. Gefunden hatte sie die schließlich ein paar Kilometer Stadtautobahn außerhalb der bayerischen Metropole, in einem kleinen, alten Haus mit großem Garten in Perlach. Bei Franziska Schuhmann, Helens Mutter, Hannas Großmutter. Sie war zum Herzensmenschen für das kleine, verwöhnte, vereinsamte Kind geworden. In einem Haus voller unordentlicher Zimmer, in raumgreifenden Nutzbeeten voller Bohnen, Erbsen, Erdbeeren und Mispeln.
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