In unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft wird auch die Psyche immer komplexer. Psychische Irritationen, Störungen und Probleme sind dabei vorprogrammiert – sie sind völlig normal. Michael Mary zeigt, dass dass die meisten psychischen Probleme keinen Krankheitswert haben, sondern in Wahrheit immer schon den Keim zu ihrer Lösung in sich bergen. Er schildert im ersten Teile des Buches die Grundzüge einer ‘Psychotherapie der Identitäten’, die sich dem Umgang mit den ganz normalen Problemen des heutigen Lebens widmet. Im zweiten Teil des Buches kritisiert der Autor die staatlich kontrollierte Psychotherapie. Um einen Menschen psychotherapeutisch behandeln zu können, ist diese Richtlinientherapie gezwungen, ihn für krank zu erklären. Therapeuten müssen sich aufgrund der Gesetzeslage an Vorgehensweisen anpassen, die aus Industrie und Wissenschaft stammen. Diagnosen werden als fundiert, Gutachten als objektiv, Behandlungsmethoden als wissenschaftlich erforscht dargestellt, und es wird so getan, als könne Effizienz garantiert werden – dabei ist die Psychotherapie alles andere als eine Wissenschaft. Sie besteht in der Begleitung eines Menschen durch einen anderen Menschen, in Zuwendung und in der gemeinsamen Suche nach Sinn, nach einer neuen Lösung.
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